Das Erlanger Kinderpalliativzentrum bietet schwerstkranken Kindern, Jugendlichen und ihren Familien eine umfassende, auf ihre Bedürfnisse und Ressourcen individuell angepasste Betreuung in ihrem Zuhause und in der Klinik. Eine Begleitung erfolgt in Krisen der Erkrankung, aber auch in der letzten Lebensphase des Kindes bzw. der/des Jugendlichen. Die Familie wird ganzheitlich in den Blick genommen. Um dieser Ganzheitlichkeit aus Körper, Geist und Seele Rechnung zu tragen, haben wir zusätzliche, familienstärkende Projekte entwickelt.

WegPerlen
Ausgehend von den Gebetsperlen, die in verschiedenen Religionen verwendet werden, wurden diese WegPerlen von der Leiterin unseres psychosozialen Teams, Karin Büttner, speziell für Eltern konzipiert. Die Perlen werden verknüpft und so in Beziehung gebracht. Jede Perle steht für eine Ressource, die wir anschaulich machen möchten und die im Klinikalltag von Eltern oft selbst nicht wahrgenommen werden kann.
Eigene Stärken und individuelle Anliegen werden dadurch sichtbar gemacht. Unsere Eltern sind oftmals erstaunt, wieviel ihnen im Alltag mit ihren schwerstkranken und sterbenden Kindern nicht bewusst ist und sind dankbar für die Erinnerung daran, was alles noch in ihnen steckt und auf welche Ressourcen sie noch zurückgreifen können.
Unsere Wegperlen werden als Armband getragen und sind so ein täglicher Begleiter. Kinder und Eltern können über das Perlenband ins Gespräch kommen. Auch in Familien, in denen unsere Familienfachkraft nicht in der laufenden Betreuung ist, kommen unsere WegPerlen zum Einsatz. In diesem Fall werden die WegPerlen im Rahmen der Nachsorge mit den Eltern geknüpft. Das Armband ist dann eine ideale Möglichkeit, um über das Kind und über den gegangenen Weg ins Gespräch zu kommen.
Jede Familie bekommt ein kleines gestaltetes Heft mit einer genauen Beschreibung der WegPerlen mit, in das sie ihre Gedanken und Ideen zum Band eintragen können.
Nachsorgekonzept Herz-Zeiten
Nach der Beerdigung finden sich die verwaisten Eltern relativ übergangslos wieder in einem Alltag, der den Verlust des Kindes deutlich spür- und sichtbar werden lässt. Viele Mütter und Väter kehren schon bald nach der Beerdigung in ihr berufliches Umfeld zurück, die Familien finden sich oft schnell wieder im beruflichen und privaten Alltag, der nun ohne das verstorbene Kind neu sortiert und bewältigt werden muss.
Ziel unserer Nachsorge ist es, die Eltern in den ersten Schritten ihres individuellen Trauerweges so zu stärken, dass sie ihn selbstständig bewältigen können. Mithilfe unserer Unterstützung sollen sie in der Lage sein, ihr ins Wanken geratenes psychisches Gleichgewicht wiederzuerlangen und ihren individuellen Trauerprozess gestalten zu können.
Wir beobachten die Familien genau, die sich auf unser Nachsorgekonzept einlassen, ob und wie die Trauer „fließt“ oder ob es zu Schwierigkeiten, zu Stau oder Stillstand kommt. Dementsprechend haben wir die Möglichkeit, Unterstützungsangebote bedarfsgerecht zu unterbreiten und anzubahnen.
Seelenpost
Wir verstehen eine umfassende Betreuung als eine Begleitung auch nach dem Versterben des Kindes. Aus diesem Grund begleiten wir Familien weiter über einen Zeitraum von etwa einem Jahr.
Die Fürsorge um den nachfolgenden Trauerprozess der Familien erachten wir als besonders wichtig, da mit dem Versterben des schwerkranken Kindes oftmals Versorgungsstrukturen und Kontakte abbrechen, die in enger Verbindung mit der Familie standen. Daher liegt unser besonderes Augenmerk darauf, die bereits geleistete und bevorstehende Trauerarbeit der Familien zu unterstützen.
Eine Woche nach dem Versterben des Kindes verschicken wir eine Kondolenzkarte. Zudem bieten wir den betroffenen Familien ein Nachgespräch an, das sich auf zwei bis drei Hausbesuche erstreckt und etwa nach vier bis sechs Wochen stattfindet. Zur ganzheitlichen Nachsorge gehört ebenso der telefonische Kontakt, um verbunden zu bleiben, zu erfragen, wie es den Familien geht und inwiefern Sie eventuell Hilfe und Unterstützung benötigen. Die Häufigkeit der telefonischen Kontakte richtet sich nach dem Bedarf der Familie. Darüber hinaus findet jedes Jahr im September eine Andacht zum gemeinsamen Andenken an verstorbene Kinder statt.
Den Prozess der Trauerarbeit möchten wir gerne durch kleine Impulsgeber wie bspw. ein Erinnerungsbuch an die Verstorbene bzw. den Verstorbenen, Impulskarten zur Trauerarbeit, eine Kerze mit dem Namen des verstorbenen Kindes uvm. unterstützen. Diese Dinge versenden wir postalisch an die Familien oder übergeben die „Seelenpost“ während unserer Hausbesuche an die Familien.
In Zeiten der Schwere und der Trauer um den Verlust brauchen Menschen Zuwendung und das Gefühl, nicht alleine gelassen zu werden. Mit unserem Projekt wollen wir über Symbole ein Zeichen setzen, dass wir an die Familie und an ihr verstorbenes Kind denken, dass wir sie und ihren Schmerz nicht vergessen und uns nicht abwenden.
Herz-Klang – Improvisierte Musik
Mit Instrumenten und Stimme unter Anleitung unserer Musiktherapeutin ins Schwingen kommen, gemeinsam lauschen, klingen und grooven. Aus dem Moment heraus Musik entstehen lassen. Es werden keine Vorkenntnisse gebraucht.
Herz-Zeit – Gesprächsangebot
Sie sind noch nicht bereit für viele Menschen? Spüren Sie gut in sich hinein, sie werden merken, wenn es soweit ist. Es dauert so lange, wie es dauert. Gerne steht Ihnen die Leitung unseres psychosozialen Teams, Karin Büttner, auch in dieser Situation für Einzelgespräche zur Verfügung. Melden Sie sich gerne für eine Terminvereinbarung.
Herz-Werk – kreativ ins Tun kommen
Kreativnachmittage
Kreatives Malen auf getöpfertem Geschirr – ins Gespräch kommen, sich austauschen, kreativ ins Tun kommen, mit genügend Zeit für Austausch in der Gruppe.
Steine bemalen für Geschwisterkinder
Wir wollen Euch einladen, Steine zu bemalen und mit ihnen die Welt ein bisschen bunter zu machen.
Kintsugi
Wenn ein Gefäß zu Bruch geht, ist der Impuls stark, es wegzuwerfen. In der traditionellen japanischen Reparaturmethode Kintsugi wird ein anderer Ansatz verfolgt: Die Scherben werden geklebt, der Bruch durch die Vergoldung sogar hervorgehoben und verehrt. Unser Erleben mit unseren verstorbenen Kindern hinterlässt eine tiefe Narbe in unserer Seele. Dieser Narbe wollen wir im Gefäß Raum geben.
Seelenbretter gestalten
Die alte Tradition der Gedenkbretter aufgreifend entsteht mit Hilfe von Farbe und Schrift eine Erinnerungsstele für Garten oder Haus für das verstorbene Kind. Wir verbinden uns innerlich mit unserem Kind, haben Zeit und Gelegenheit, über es zu reden und andere Eltern zu treffen, die das gleiche Schicksal haben.
Herz-Café – Begegnung und Gespräche im geschützten Rahmen
„Lange saßen sie dort und hatten es schwer, doch sie hatten es gemeinsam schwer und das war ein Trost. Leicht war es trotzdem nicht." (Astrid Lindgren in “Ronja Räubertochter”)
Gemeinsam in einem geschützten Rahmen ins Gespräch kommen, sich austauschen, Raum für Schmerz und für Freude, jeder und jede kann erzählen oder zuhören, neue Kontakte knüpfen oder einfach nur dabei sein, eine kleine Bewirtung ist vorgesehen.
Herz-Bildung – Vortragsreihe
Vorträge für Familien um die Themen Trauer, Kommunikation, Stärkung, Resilienz, Gesundheit, Sozialrecht und noch vieles mehr.
Medienliste zum Download: Bücher, Filme und Videos zum Thema “Bist du jetzt für immer weg?”
Herz-Geschichten – Schreibwerkstatt
Wir lesen gemeinsam bewegende Geschichten und Gedichte. Diese literarischen Impulse regen an, eigene kleine Texte zu verfassen.
Schreiben befreit, stärkt und verbindet. Wir schreiben uns Beschwerendes von der Seele. Wir fassen in Worte, was uns stärkt und heilsam für uns ist. Lassen Sie uns gemeinsam die heilende Kraft des Schreibens entdecken.
Es werden keine Vorkenntnisse gebraucht. Die drei Termine bauen aufeinander auf.
Herz-Weg Trauerwanderung
Sich gemeinsam auf den Weg machen, Austausch in kleinen Gehgruppen, gemeinsam durch die Trauer gehen, Trost finden und Kraft tanken, wieder zu sich selber finden.
